Zusammen mit der Schauspielerin Karin Krug vom fastfood theater Improvisation e.V. haben sich am 22. September 2012 interessierte NANU-Akteure getroffen, um sich ein paar Stunden mit dem Thema „Erwarte das Unerwartete – Spannend sein und in der Führung bleiben“ aktiv auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung war der zweite Teil der Reihe „Erwarte das Unerwartete“ und schloss an den ersten Teil an.

Zu Beginn des Workshops wurden erst einmal grundsätzliche Erwartungen und Haltungen geklärt. So wurde genannt, dass man nicht nur Erwachsene, sondern auch gerne Kinder und Jugendliche bei Umweltbildungsveranstaltungen erreichen würde. Die Kunst besteht darin, den Spagat zwischen fachlich fundiertem Wissen und der richtigen und zielgruppengerechten Technik der Vermittlung zu schaffen. Das erklärte Ziel des Workshops war, die zwei Kernkompeten-zen Strukturieren und Improvisieren zu vermitteln und erfahrbar zu machen, denn sie hängen zusammen: Improvisation „durchlüftet“ Struktur und führt zu Freude, Struktur wiederum stabi-lisiert Improvisation und erzeugt Tiefe.

Um für diejenigen, die beim ersten Teil schon dabei waren, das Wissen aufzufrischen und um für die anderen ohne Vorkenntnisse ein grundlegendes Verständnis zu schaffen, wurden die Übungen des ersten Teils teilweise wiederholt. Die Klatschübung, bei der es darum ging, durch Augenkontakt einen Klatschimpuls so schnell wie möglich an einen anderen in der Gruppe weiterzugeben, schärfte das Bewusstsein für die anderen im Raum und ermöglichte zum einen, für Impulse von außen offen zu sein, zum anderen, gezielte Impulse nach außen zu senden. Durch Variationen blieb die Übung lebendig und authentisch.

Bei der Soundballübung dachte sich ein Teilnehmer ein Geräusch und eine Geste aus und gab diese wie schon beim Klatschen an einen anderen Teilnehmer weiter, der das Geräusch und die Geste aufnahm, veränderte und wiederum weitergab. Die Teilnehmer sollten hier ihre Gedanken ausschalten und sich auf die Gruppe und den Gruppenprozess einlassen und sich nicht mehr peinlich berührt fühlen bei seltsamen Geräuschen und Gesten. Man konzentrierte sich auf ein „Ich sende dir“ und „Ich antworte dir und lasse mir etwas Neues einfallen“.

Die darauf folgende „Ja genau und dann“-Übung fand in Zweiergruppen statt und diente der Schulung der Fähigkeit, sich eine gemeinsame Geschichte zu überlegen, statt immer nur in einem „Ja aber“-Widerspruch verhaftet zu bleiben. Wichtig zu wissen ist, dass ein „Ja genau und dann“ nicht automatisch „ja“ heißt, aber man sich dadurch ernst genommen fühlt und so echte Kom-munikation entsteht, bei der man auch einmal gegensätzliche Meinungen haben darf.

Die anschließende Ballübung lief nach dem gleichen Prinzip ab wie die Soundballübung. Man warf sich gegenseitig einen Ball zu und untermalte diese Bewegung mit einem bewusst betonten Wort. Wie bei der Führung einer Veranstaltung kommt es hier darauf an, den Wechsel von Einatmen und Ausatmen zuzulassen, sich also einen Empfänger zu suchen und gleichzeitig auch empfangsbereit zu sein. Der permanente Wechsel der Aufmerksamkeit schult die Koordination.

Außerdem bekamen die Teilnehmer noch die Möglichkeit, mit einer einfachen Taschenbühne die Gesetzmäßigkeiten der Bühne und des Präsenzraumes bewusst zu erleben und sich darüber klar zu werden, wann sie im Mittelpunkt stehen, also auf der Bühne und „on“ sind und wann sie wieder von der Bühne abtreten, also „off“ sind. Sich dieses Auf- und Abtreten bewusst zu machen war Ziel der Übung und diente dazu, sich zu entscheiden, wie man nach außen hin wirken will.

Abschließend ging es noch darum, sich zu einer Dreiergruppe zusammenzutun und der jeweils anderen Gruppe eine Geschichte zu erzählen, damit die ermüdete „Königin“ in der Zuschauer-gruppe wieder wach wird. Auch Reflexionen über die Erwartungen an eine Rolle sowohl von außen als auch von innen wurden angestellt.

Mit dem Gefühl, viele neue Anregungen für die direkte Arbeit in bzw. mit Gruppen und für die Führung von Gruppen bekommen zu haben und auch mit dem Gefühl, selbst ein Stück weiterge-kommen zu sein und in dieser kurzen Zeit viel über sich selbst gelernt zu haben, endete der lehrreiche und locker gestaltete Workshop. Wir danken Karin Krug für ihre Geduld und für ihre Art, den Teilnehmern die Augen für viele unbewusste Dinge zu öffnen.

Text: Marie Arnold

Foto: Sabine Schwarzmann